Altarbild: Peter Brandl (um 1732), Der hl. Johannes von Nepomuk spendet Almosen.
Der bekannte Prager Märtyrer des Beichtgeheimnisses ist von einer ungemein naturalistisch aufgefassten Schar von Bettlern umgeben, an die er Geld austeilt. Von hohem Balkone sieht die böhmische Königin zu, deren Almosenpfleger und Beichtvater er war. Von besonderer Lebenswahrheit sind die Frau mit dem kranken Kind und der bettelnde Knabe.
Statuenschmuck von Jos. Lachel (1761). Im Oberteil halten Engel die Folterwerkzeuge, mit denen König Wenzel von Böhmen den Heiligen quälen ließ; in der Mitte ist die unversehrte Nepomukzunge dargestellt. Die beiden Statuen sind als Gegenstück zum hl. Johannes von Nepomuk gedacht, der in Wassersnot angerufen wird. Sie stellen zwei Schutzpatrone in Feuersgefahr dar, den hl. Laurentius (links), der auf dem glühenden Rost endete, und den hl. Florian (rechts), einen römischen Offizier, der um des Glaubens willen ertränkt wurde. Seine Abzeichen sind ein brennendes Haus und der römische Legionsadler.
Fresken. An der Decke wird der hl. Johannes von Nepomuk im Himmel verherrlicht; ein Engel hält den Schlüssel, das Sinnbild der Schweigsamkeit. An der Rückwand wird der Heilige in nächtlicher Stunde von der Prager Karlsbrücke in den Moldaufluß gestürzt.
Altarbild : F. A. Scheffler (1743), Die Verlobung der hl. Katharina mit dem Jesuskinde.
Wie die alte Legende erzählt, sah die vornehme, hochgebildete Jungfrau Katharina von Alexandrien noch als Heidin im Traume Maria mit dem Jesusknaben. Katharina wollte das Kindlein liebkosen, dieses aber wandte sein Antlitz ab, da sie noch nicht getauft war. Nach der Taufe erschien ihr Maria abermals. Da lächelte das Kind sie holdselig an, steckte ihr einen Ring an den Finger und sprach: „Katharina, ich verlobe mich dir in deinem Glauben“. Die Darstellung hat unverkennbare Anklänge an Veronese, Correggio und Rubens. Sie ist eine der zartesten Arbeiten des Meisters. Im Vordergrund spielen Engel mit den Marterwerkzeugen der Heiligen, dem Schwert und dem hakenbesetzten Rad, das auf ihr Gebet zersprang. Die Erdkugel erinnert an Katharinas Gelehrsamkeit, die deshalb im Mittelalter als Schutzpatronin der höheren Schulen galt.
Statuenschmuck und Altaraufbau in zart getöntem Marmorstuck von Ignaz König (1774).
Im Oberteil zwischen zwei Engeln der verschlungene Namenszug Katharina. Die linke Statue stellt die hl. Barbara vor, die vom eigenen Vater in einem Turm gefangen gehalten, durch einen Engel die hl. Wegzehrung erhielt. Rechts steht die hl. Märtyrin Apollonia mit der Zange, mit der ihr der Henker die Zähne ausriss.
Fresken. Das Deckenfresko schildert die Legende, wie Engel den Leib der hl. Katharina vom Richtplatz nach dem Berge Sinai tragen und dort bestatten. Die Rückwand zeigt die siegreiche Disputation der Heiligen mit 50 heidnischen Philosophen, die auf Befehl des Richters ihren Glauben widerlegen sollten.
Altarbild: F. A. Scheffler (1743), Der heilige Nikolaus als Schutzpatron in Wassersnot.
Der hl. Bischof Nikolaus rettete durch sein Gebet ein Schiff vor dem sicheren Untergang. Im Hintergrund des stürmischen Meeres ist diese Begebenheit verkleinert dargestellt. Vorn steht der Heilige im bischöflichen Ornat am Ufer, empfängt den Dank der Geretteten und segnet sie.
Statuenschmuck von Jos. Lachel (1767). Im Oberteil schütten Engel ein Füllhorn aus, ein Hinweis auf die sprichwörtliche Wohltätigkeit des hl. Nikolaus. Große Freunde der Armen waren auch die beiden hl. Bischöfe, deren Statuen sein Bild begleiten, der heilige Martinus von Tours (rechts) mit einer Geldmünze in der Hand und der hl. Kardinal Kar! Borromäus von Mailand (links) mit dem erzbischöflichen Doppelkreuz.
Fresken. An der Decke: Drei Hofherren Kaiser Konstantins d. Gr. wurden unschuldig zum Tode verurteilt und sollen eben enthauptet werden. Der hl. Nikolaus erscheint und offenbart dem Kaiser ihre Unschuld. An der Rückwand ist das Grab des Heiligen zu Bari in Unteritalien dargestellt, an dem die Pilger Heilung und Trost finden.
Altarbild: F. A. Scheffler (1743), Der Abschied der Apostelfürsten Petrus und Paulus vor dem Martertod.
Wie in einem Brennpunkt fasst Scheffler das gemeinsame Leben und Sterben dieser Apostel zusammen. Sie werden zur Hinrichtung geführt. Am Stadttor trennt sich der Weg; Petrus soll am Vatikan gekreuzigt. Paulus an der Landstraße enthauptet werden. Noch einmal drücken sie sich die Hand und geben sich den Friedenskuss. Dann reißt sie die Ungeduld der rohen Henkersknechte auseinander. In einer Stunde sind sie für immer im Himmel vereint. Der Darstellung liegt ein liturgischer Text des Apostelfestes zugrunde: „Ihr glorreichen Fürsten der Erde. im Leben habt ihr euch geliebt. im Tode seid ihr vereint!“ Das Bild zeigt Scheffler als Meister seelischen Ausdruckes.
Statuenschmuck und Altaraufbau sind Marmorstuck von Ignaz König (1776).
In der Mitte des Oberteiles die Petrusschlüssel mit der päpstlichen Tiara; zwei Engelkinder spielen mit Abzeichen hierarchischer Würden. Das Gegenstück zu den Apostelfürsten bilden die Statuen der beiden großen Kirchenlehrer des Abendlandes Ambrosius (links) und Augustinus (rechts). Ersterer hat als Abzeichen einen Bienenkorb. Die Legende erzählt. ein Bienenschwarm hätte in die Wiege des kleinen Ambrosius eine Wabe gebaut und Honig auf seine Lippen getragen. ein Vorzeichen seiner künftigen Beredsamkeit. Augustinus hält in der Hand das Flammenherz der Gottesliebe.
Fresken. An die Decke ist die Vision des hl. Petrus zu Joppe gemalt. Unter dem Sinnbild reiner und unreiner Tiere zeigt ihm der Hl. Geist, dass er das Evangelium nicht nur den Juden, sondern auch den Heiden predigen solle. Auf der Rückwand sehen wir die Bekehrung des hl. Paulus.
Nun geht man in das rechte Querschiff. Gleich rechts ist dort die St.-Josephs-Kapelle.
Altarbild: F. A. Scheffler (1752), Der hl. Joseph liebkost das Jesuskind.
Auf die Freude des hl. Joseph fällt ein wehmütiger Schatten. Ein Engel zeigt ihm die Marterwerkzeuge, mit denen das zarte Kind einst getötet werden soll. Die zierlich geschwungene Gruppierung steht unter dem Einfluss des Rokoko.
Statuenschmuck von Jos. Lachel (1764). Die Engel im Oberteil tragen Sinnbilder der Tugenden des hl. Joseph, Kränze aus Rosen und Lilien, Ähren und Garben. Die großen Figuren stellen den hl. Abt Alberich von Citeaux (links) und die hl. Theresia (rechts) vor. Die Linienführung der Statuen ist in völligem Einklang mit der des Altarbildes. Eine Dreieckslinie steigt durch den Arm des hl. Alberich über den Arm des Jesuskindes zu dessen Scheitel empor, um über den Rücken des hl. Joseph hinabgleitend, in der Armbewegung der hl. Theresia auszuklingen. Der Barock liebte trotz scheinbarer Formenwillkür genaueste Linienberechnung.
Das Heilandsbild auf dem Altartisch stammt aus der Werkstatt Michael Willmanns (1684).
Bedeutende Abweichungen von der Malweise des Meisters lassen es als Schülerarbeit erkennen. Gleichmäßige Verteilung der Schatten erzielt die Wirkung, dass die Augen des Bildes dem Beschauer überallhin folgen.
Bemerkenswert ist auch das Antependium aus vergoldetem und bemaltem Korduanleder.
Fresken. Das Deckenfresko, der ägyptische Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen, ist eine spätere, sehr primitive Arbeit von Ignaz Joseph Niepel (um 1777). Die Bilder der Fensternische sind noch von Neunhertz. Sie stellen dar: rechts St. Joseph mit dem Stab, der erblühte, uni ihn als Bräutigam Mariens zu bezeichnen, links die Vermählung des hl. Joseph mit der Gottesmutter, oben die Aufnahme des hl. Joseph in den Himmel. An der Mittel wand des rech ten Querschiffes steh t der
Altarbild: Johann Franz Hoffmann (um 1760), Die vierzehn Nothelfer.
Das Bild ist eine Kopie nach einem Stich Michael Willmanns, dessen Komposition hier in die Länge gezogen wurde, nicht eben zum Vorteil des Ganzen. Die 14 Nothelfer sind eine Gruppe von Heiligen, die vom Volke in verschiedenen Nöten des Leibes und der Seele um ihre Fürbitte bei Gott angerufen werden. Ihre Verehrung entstand in der Zisterzienserabtei Langheim (Vierzehnheiligen) in Franken und breitete sich im ganzen Orden aus. – Oben thront Maria mit dem Jesuskind und dem hl. Joseph. Darunter beginnt die Gruppe der Nothelfer mit den Märtyrerjungfrauen Katharina, Barbara und Margareta. In der Mitte des Bildes schreitet der Riese St. Christophorus; auf einen Baumstamm gestützt trägt er das Jesuskind durch einen Strom. Auf der linken Seite von oben beginnend: der Arzt Pantaleon, der an einen Ölbaum genagelt wurde, der Ritter Georg mit dem Drachen, der Bischof Blasius mit der geweihten Kerze, mit der an seinem Feste der Blasiussegen erteilt wird, der Bischof Erasmus mit der Winde, mit der ihm die Henker die Gedärme aus dem Leibe rissen, endlich der Märtyrerdiakon Cyriakus. Unten in der Mitte erscheint dem hl. Eustachius auf der Jagd ein Hirsch, mit einem Kreuz zwischen dem Geweih. Auf der rechten Seite von oben beginnend: der jugendliche Blutzeuge Vitus; er wird mit einem Hahn abgebildet, da seine Verehrung bei den Slawen den Kult des Lichtgottes Svantovit verdrängte, dem der Hahn heilig war. Darunter trägt der Bischof Dionysius nach der Enthauptung seinen eigenen Kopf in den Händen, und der Kriegsmann Achatius umarmt das Kreuz, an dem er für Christus starb. Den Schluss bildet unten der Abt Ägydius mit der Hirschkuh, deren Milch ihn in der Waldeinsamkeit nährte.
Statuenschmuck und Altaraufbau arbeitete 1781 ein Unbekannter in Buntmarmorstuck. In der Linienführung kündet sich bereits der nahe, nüchterne Klassizismus an; der Künstler bemühte sich aber, den Altar der übrigen Kirche möglichst anzupassen. Den spärlichen Ornamentalschmuck schnitzte Joseph Lachel (1781).
Auf dem abschließenden Giebel sitzen zwei Genien mit Symbolen des Martyriums (Leidenskelch) und des Sieges (Krone und Palme). Zu beiden Seiten des Altares stehen die Statuen zweier Schutzengel.
Im Reliquienschrein (1791) ruhen die Gebeine des hl. Märtyrers Fortunatus.
Die Portale zur Sakristei und zum Konvent haben prunkvolle Supraporten, auf denen Engel die Abzeichen der äbtlichen und priesterlichen Würde halten (Mitra, Hirtenstab, Fürstenhut, Brustkreuz, Ring, Kelch und Stola).
Der Rundgang durch die Kirche endet an der linken Seite des Querschiffes bei der Hl.-Kreuz-Kapelle.
Den Marmorunterbau des Altares arbeitete Thomas May (1744). Darauf steht ein mit Glas geschützter, kreuzförmiger Schrein mit dem alt ehrwürdigen Kreuz von Würben.
Es stand einst beim Klostergut Würben unweit Schweidnitz am Straßenrand. 1616 schlug es ein andersgläubiger Fuhrmann mit der Peitsche, den Gott ob dieses Frevels mit Krankheit und Tod strafte. Das Kreuzbild kam in die Klosterkirche und blieb bei den Bränden 1633 und 1677 auffallenderweise unversehrt. Mönche und Volk verehrten es stets in Zeiten großer Not.
Statuenschmuck von Anton Dorasil (1744/46).
Links steht Dismas, der Gute Schächer, der sich am Kreuze bekehrte, rechts Longinus, der die Seite Christi mit der Lanze durchbohrte und später als Blutzeuge starb. Beide Figuren zeigen Dorasil als talentierten Schüler des kraftvollen Brockhof. Das Bild der schmerzhaften Mutter in der Nische des Unterbaues ist gute Gotik um 1500. Auch dieses ergreifende Schnitz werk, das eine lebensvolle Geschichte hat, steht von altersher beim Volke in hoher Verehrung.
Fresken. Auch hier ist das Deckengemälde nachträglich nicht sehr glücklich von Ignaz Joseph Niepel (um 1777) gemalt; es stellt Moses mit der ehernen Schlange, dem Vorbild des Gekreuzigten, dar. Die Bilder der Nische sind noch ursprünglich; oben Jesus am Ölberg, links die Geißelung, rechts die Dornenkrönung. Hier benützte Neunhertz Motive seines Großvaters Willmann.
Der Kreuzaltar ist das Gegenstück zum Emanuelaltar im linken Querschiff. Dort beginnt der Heiland das Erlösungswerk als zartes Kind, hier endet er es blutüberronnen am Kreuz; dort freut sich Maria in stiller Weihnachtshoffnung, hier fließen ihre Tränen über den Leichnam des Sohnes.
Rundgang Fortsetzung
Altarbild: Peter Brandl (um 1732), Der hl. Johannes von Nepomuk spendet Almosen.
Der bekannte Prager Märtyrer des Beichtgeheimnisses ist von einer ungemein naturalistisch aufgefassten Schar von Bettlern umgeben, an die er Geld austeilt. Von hohem Balkone sieht die böhmische Königin zu, deren Almosenpfleger und Beichtvater er war. Von besonderer Lebenswahrheit sind die Frau mit dem kranken Kind und der bettelnde Knabe.
Statuenschmuck von Jos. Lachel (1761). Im Oberteil halten Engel die Folterwerkzeuge, mit denen König Wenzel von Böhmen den Heiligen quälen ließ; in der Mitte ist die unversehrte Nepomukzunge dargestellt. Die beiden Statuen sind als Gegenstück zum hl. Johannes von Nepomuk gedacht, der in Wassersnot angerufen wird. Sie stellen zwei Schutzpatrone in Feuersgefahr dar, den hl. Laurentius (links), der auf dem glühenden Rost endete, und den hl. Florian (rechts), einen römischen Offizier, der um des Glaubens willen ertränkt wurde. Seine Abzeichen sind ein brennendes Haus und der römische Legionsadler.
Fresken. An der Decke wird der hl. Johannes von Nepomuk im Himmel verherrlicht; ein Engel hält den Schlüssel, das Sinnbild der Schweigsamkeit. An der Rückwand wird der Heilige in nächtlicher Stunde von der Prager Karlsbrücke in den Moldaufluß gestürzt.